Kleine Becherlorchel, Dissingia confusa

DIE KLEINE BECHERLORCHEL IST GYROMITRINHALTIG | VOR ALLEM ROH STARK GIFTIG | SELTEN

Bezeichnung

Kleine Becherlorchel, Konfuse Lorchel, Dissingia confusa

Synonyme

Helvella confusa

Gattung

Dissingia, Lorcheln

Diese Art finden

Die Kleine Becherlorchel ist ein Folgezersetzer. Man findet die Art vor allem in Nadel- und Nadelmischwäldern und dort gerne am Wegesrand. Seltener soll die Art auch in Laub- und Laubmischwäldern und dort gerne bei Pappeln erscheinen. Die Kleine Becherlorchel bevorzugt kalkhaltige Böden und kann vom Frühsommer bis in den späten Herbst hinein gefunden werden.

Unsere Funde der Kleinen Becherlorchel stammen jeweils aus einem Nadelmischwald mit überwiegend Fichten auf relativ kalkhaltigem Boden in Oberbayern. Beide Funde stammen aus dem gleichen Habitat, aber aus unterschiedlichen Waldabschnitten, die Luftlinie ca. 500 Meter trennen. Bei beiden Funden wuchs die Kleine Becherlorchel in größeren Gruppen am Wegesrand. Unsere Funde stammen aus der ersten Maihälfte im Pilzjahr 2023.



Beschreibung

Die Kleine Becherlorchel erreicht einen Hutdurchmesser von bis zu vier Zentimetern. Die Hutoberseite ist farblich variabel und kann hellbräunliche, graubräunliche, dunkelbräunliche, gelbbräunliche oder auch mal schwarzbräunliche Farben annehmen. Der Fruchtkörper fällt kelch- oder becherförmig aus und besitzt außen mehr oder weniger stark ausgeprägte Rippen. Innen fällt die Kleine Becherlorchel relativ glatt aus. Außen kann das Kopfteil etwas kleiig wirken.

Die Kleine Becherlorchel wirkt auf den ersten Blick oft eher wie ein kleiner, ungestielter Becherling. Der farblich ebenfalls sehr variable Stiel (weiß, cremeweißlich, braunweißlich, grauweißlich) versteckt sich nämlich fast immer komplett im Boden und ist bei fast allen Fruchtkörpern nur sichtbar, wenn man einen Fruchtkörper komplett entnimmt. Auch der Stiel fällt deutlich gerippt aus. Das Sporenpulver ist grauweißlich gefärbt.

Das Fleisch der Kleinen Becherlorchel ist relativ dünn, weißlich bis hellbräunlich gefärbt und besitzt die für Lorcheln typische wachsartige, brüchige Konsistenz. Der Geruch fiel bei unseren Funden immer angenehm pilzig-erdig aus. Die Geschmacksprobe soll mild ausfallen, sollte wegen des starken Gyromitringehalts aber unbedingt vermieden werden.

Speisewert und Verwendbarkeit

Die Kleine Becherlorchel ist stark gyromitrinhaltig und damit vor allem roh stark giftig. Der Giftstoff Gyromitrin ist zwar hitzeinstabil und verflüchtigt sich auch beim Trocknen der Fruchtkörper, allerdings ist bei allen gyromitrinhaltigen Arten unklar, ob nicht doch Rückstände des Giftstoffs in den zubereiteten Fruchtkörpern verbleiben. Außerdem kann eine falsche Zubereitung (z. B. zu geringe Garzeit) lebensbedrohliche Folgen haben, weshalb wir grundsätzlich vom Verzehr aller gyromitrinhaltigen Arten abraten.

Bei der Kleinen Becherlorchel kommen zum Gyromitringehalt aber auch die Dünnfleischigkeit, die relativ kleinen und zierlichen Fruchtkörper und die Seltenheit der Art. Alleine auf Grund der Seltenheit ist die Art als schonenswert zu beschreiben und sollte damit nicht als Speisepilz in Frage kommen.

Gyromitra-Syndrom

Das in der Kleinen Becherlorchel enthaltene Gyromitrin kann zum Gyromitra-Syndrom führen. Der Giftstoff greift dann die Nieren und die Leber an und kann zu lebensbedrohlichen Flüssigkeitsverlusten führen. Der Blutdruck sinkt, aber der Puls steigt. Nach nur wenigen Tagen kommt es zu irreversiblen Schäden an Nieren und Leber.

Die Latenzzeit einer Vergiftung beträgt dabei 6-24 Stunden. Die tödliche Dosis bei einem Erwachsenen liegt je nach Körpergewicht im Bereich zwischen 25-50 Milligramm Gyromitrin. Bei Kindern kann eine tödliche Dosis schon bei unter 10 Milligramm beginnen.

In der Literatur wird in diesem Zusammenhang immer wieder von Todesfällen berichtet. Vor allem nach mehreren kurz aufeinanderfolgenden Mahlzeiten mit gyromitrinhaltigen Arten, oder auch beim Verzehr unzureichend gegarter, stark gyromitrinhaltiger Arten wird es dabei eher schnell als langsam richtig gefährlich. Wird das Gyromitra-Syndrom überlebt, dann bleiben meist dauerhaft geschädigte Leber & Nieren zurück.