Scheibchenlorchel, Gyromitra ancilis

DIE SCHEIBCHENLORCHEL IST ESSBAR | ROH STARK GIFTIG | REGIONAL SELTEN

Bezeichnung

Scheibchenlorchel, Nadelwald-Scheibchenlorchel, Schildförmige Nadelwald-Lorchel, Schildförmiger Scheibenbecherling, Größter Scheibling, Gyromitra ancilis

Synonyme

Peziza ancilis, Discina ancilis, Helvella ancilis, Aleuria ancilis, Acetabula ancilis

Verwechslung

Diese Art finden

Die Scheibchenlorchel ist ein Folgezersetzer und erscheint auf morschen Nadelholzstümpfen (überwiegend auf Fichte, aber auch auf Kiefer). Die Scheibchenlorchel erscheint vom Frühling bis in den späten Herbst hinein und ist relativ selten. Vor allem im Flachland kommt die Scheibchenlorchel dabei fast gar nicht vor.

Es scheint, als würde die Scheibchenlorchel von bestimmten Wettereinflüssen besonders profitieren. Im März des Pilzjahres 2020 kam es in unserer Region (Landkreis Mühldorf in Oberbayern) zu einem regelrechten Massenvorkommen dieser eigentlich eher seltenen Art. Fast auf jedem Fichtenstumpf im Auwald ließ sich zahlreiche Fruchtkörper der Scheibchenlorchel finden.



Beschreibung

Die Scheibchenlorchel bildet bis zu 15 Zentimeter große Fruchtkörper aus. Jung sind die Fruchtkörper eher becherförmig, im Alter eher flach ausgebreitet (scheibenförmig). Die Scheibchenlorchel ist dabei meist hellbräunlich bis rotbräunlich gefärbt. Die Außenseite des Fruchtkörpers kann aderig ausfallen.

Das Fleisch der Scheibchenlorchel ist weißlich gefärbt und besitzt einen angenehm milden Geschmack. Wichtig: Geschmacksproben des rohen Fruchtkörpers sollten wegen des Gyromitringehalts nicht durchgeführt werden.

Die Scheibchenlorchel besitzt einen kurzen, rilligen Stiel mit dem die Scheibchenlorchel mit dem Substrat verbunden ist. Ein wichtiges Merkmal ist der neutrale Geruch, der eine sehr einfache Unterscheidung zum Morchelbecherling, Disciotis venosa bietet.

Das Sporenpulver der Scheibchenlorchel ist weißlich bis transparent gefärbt.

Speisewert

Die Scheibchenlorchel ist zwar roh stark giftig, ausreichend gegart wäre die Scheibchenlorchel aber ein hervorragender, mild schmeckender Speisepilz.

Allerdings sollte man definitiv davon absehen jeden Einzelfund der Scheibchenlorchel für Speisezwecke zu ernten. Es spricht in Punkto Artenschutz aus unserer Sicht aber nichts dagegen bei massenhaftem Auftreten der ansonsten eher seltenen Art die zwei bis drei größten Exemplare pro Fundort für Speisezwecke zu ernten. Mindestens die gleiche Menge an Fruchtkörpern sollte bei dieser relativ seltenen Art aber immer unberührt im Wald bleiben.

Wie viele Lorcheln enthält auch die Scheibchenlorchel den hitzeinstabilen Giftstoff Gyromitrin, der durch Erhitzen zumindest theoretisch vollständig zerstört werden kann. Da eine zu geringe Garzeit bei entsprechenden Mengen schnell gefährlich werden kann und auch nicht wirklich klar ist, ob nicht doch Gyromitrinrückstände in korrekt Zubereiteten Lorcheln verbleiben sind wir dazu übergegangen eigentlich alle Arten mit Gyromitrin in den Fruchtkörpern zu meiden. Wir sammeln deshalb auch die Scheibchenlorchel nicht mehr für Speisezwecke. Mit Arten wie den Morchelbecherlingen, Speise- und Spitzmorcheln und den Verpeln stehen zur gleichen Zeit außerdem eine Vielzahl an unkritischen und vor allem nicht gyromitrinhaltigen Arten zur Verfügung.

Giftwirkung

Die Scheibchenlorchel enthält das hitzeinstabile Gift Gyromitrin. Gyromitrin schädigt die Leber und die Nieren und ist potentiell tödlich. Die Scheibchenlorchel enthält (im Gegensatz zu anderen Lorcheln, wie zum Beispiel der Frühjahrs-Giftlorcel, Gyromitra esculenta) vergleichsweise wenig Gyromitrin, weshalb die Scheibchenlorchel ausreichend gegart durchaus als Speisepilz in Frage kommt.