Weißstielige Rotkappe, Espenrotkappe, Leccinum leucopodium

ROTKAPPEN SIND (WIE ALLE RAUFUSSRÖHRLINGE) ESSBAR | WOHLSCHMECKENDER SPEISEPILZ

Bezeichnung

Weißstielige Rotkappe, Espenrotkappe, Pappelrotkappe, Leccinum leucopodium

Synonyme

Leccinum albostipitatum, Leccinum rufum, Leccinum aurantiacum ss. auct

Diese Art finden

Die Weißstielige Rotkappe ist ein Symbiosepilz und wird wegen ihrer Vorliebe bei den Symbiosepartnern gerne auch als Espenrotkappe oder Pappelrotkappe bezeichnet. Finden kann man die Weißstielige Rotkappe prinzipiell vom Frühsommer bis in den späten Herbst hinein. Hauptsaison hat die Art bei uns in Oberbayern meist von Ende Juni bis Anfang Oktober.

Die Weißstielige Rotkappe befindet sich zwar mit dem Status "RLG - Gefährdung unbekannten Ausmaßes" aus der Roten Liste bedrohter Arten, dürfte aber trotzdem die am weitesten verbreitete und damit häufigste Rotkappen-Art im deutschsprachigen Raum sein. Regional kann die Art sogar als Massenpilz in Erscheinung treten.



Beschreibung

Die Weißstieligen Rotkappe erreicht einen Hutdurchmesser von bis zu zwanzig Zentimetern. Die Hutoberseite ist meist orangebräunlich bis leuchtend rötlich gefärbt. Die Huthaut fällt feinfilzig aus. Die Huthaut steht außerdem am Hutrand deutlich über.

Auf der Hutunterseite befinden sich bei der Weißstieligen Rotkappe jung weißliche bis grauweißliche Röhren, die sich im Alter etwas olivgrünlich verfärben können. Die Röhren lassen sich leicht vom Hutfleisch lösen und können gerade im Alter etwas schwammig ausfallen. Das Sporenpulver ist olivbräunlich gefärbt.

Der Stiel der Weißstieligen Rotkappe erreicht eine Länge von bis zu zwanzig und einen Durchmesser von bis zu fünf Zentimetern. Der Stiel ist oft der ergiebigste Teil des kompletten Fruchtkörpers. Der Stiel ist jung zwar rau, aber namensgebend komplett weißlich gefärbt. Erst mit zunehmendem Alter verliert sich die Weißstieligkeit und der Stiel ist dann mit vergleichsweise dezenten orangebraunen Schüppchen besetzt.

Die Weißstieligen Rotkappe besitzt weißlich gefärbtes Fleisch, das sich bei Verletzung langsam grauviolett verfärbt. Beim Erhitzen verfärbt sich das Fleisch schwärzlich. Die Weißstieligen Rotkappe besitzt einen angenehm pilzigen Geruch und einen milden, angenehmen Geschmack.

Geschmacksproben roher Fruchtkörper sind für die Bestimmung eigentlich nicht relevant. Sollte dennoch eine Geschmacksprobe durchgeführt werden, ist besonders bei Rotkappen unbedingt darauf zu achten, nichts zu verschlucken und die Geschmacksprobe vollständig auszuspucken. Roh fallen Rotkappen stark unverträglich aus.

Speisewert & Verwendbarkeit

Rotkappen & somit natürlich auch die Weißstielige Rotkappe gehören nicht umsonst zu den beliebtesten Speisepilzen überhaupt. Alle Arten aus der Artengruppe der Rotkappen sind tolle Speisepilze, die prinzipiell eigentlich nur untereinander und vor allem nicht mit Giftpilzen verwechselt werden können. Rotkappen besitzen einen sehr aromatischen, pilzigen Geschmack und sehr festes, ergiebiges Fleisch.

Einziger Nachteil ist die starke Unverträglichkeit der Rotkappen im Rohzustand. Es ist deshalb bei der Zubereitung auf eine ausreichende Garzeit zu achten. Von einer pauschalen Garzeit (fünfzehn, zwanzig oder gar dreißig Minuten) halten wir trotzdem nichts. Diese Zeiten werden meist als reine "Sicherheitszeiten" angegeben, bei denen prinzipiell nichts schief gehen kann und die Rotkappen defintiv durchgegart, leider dann meist aber verkocht sind. Die benötigte Garzeit hängt von unzähligen Faktoren ab:

  • Wie hoch ist der Feuchtigkeitsgehalt der Fruchtkörper?
  • Wie viele Fruchtkörper befinden sich in der Pfanne?
  • Wie viel Power hat der Herd?
  • Mit Deckel / ohne Deckel?
  • Dicke der einzelnen Stücke?

Zusammengefasst: Die Fruchtkörper müssen definitiv durchgegart werden, um Unverträglichkeitsreaktionen zu vermeiden. Daher ist zu empfehlen die Funde lieber eine Minute "zu lang" als "zu kurz" in der Pfanne zu lassen. Es ist aber unserer Erfahrung nach definitiv nicht nötig Rotkappen exakt fünfzehn, zwanzig oder dreißig Minuten zu garen.

Artenschutz bei Rotkappen

Was grundsätzlich eigentlich schon beachtet werden sollte, sollte bei Rotkappen aus unserer Sicht besonders beachtet werden:

  • Einzelexemplare sollten möglichst im Habitat verbleiben
  • Bei größeren Vorkommen kann bei den meisten Arten ein kleiner Teil der Fruchtkörper (am besten <= 50%) für Speisezwecke gesammelt werden

Warum ist das wichtig? Die Fruchtkörper haben die Aufgabe für Verbreitung zu sorgen. Je mehr Fruchtkörper im Habitat verbleiben, desto mehr Sporen werden verteilt und desto größer ist die Chance auf neue Vorkommen der Art im gleichen Habitat und größere, ergiebigere Funde in den Folgejahren.

Besonders geschont werden sollte außerdem die Kiefernrotkappe, Leccinum vulpinum. Diese in Deutschland sehr seltene Rotkappen-Art befindet sich mit dem Status "RL2 - stark gefährdet" auf der Roten Liste bedrohter Arten und sollte daher ausnahmslos im Habitat verbleiben.

Rotkappen unterscheiden

  • Birkenrotkappe, Leccinum versipelle
    Erscheint bei Birke. Die Huthaut steht am Hutrand meist über. Am Stiel befinden sich schwarz Schuppen. Das Fleisch ist weiß und verfärbt sich bei Verletzung leicht bläulich.
  • Fichtenrotkappe, Leccinum piceinum
    Erscheint überwiegend bei Fichte. Die Huthaut steht am Hutrand meist über. Am Stiel befinden sich schwarze Schuppen. Das Fleisch ist weiß und verfärbt sich bei Verletzung violett.
  • Kiefernrotkappe, Leccinum vulpinum
    Erscheint bei Kiefern (Föhren). Die Huthaut steht am Hutrand über. Am Stiel befinden sich rotbräunlich gefärbte Schuppen. Das Fleisch ist weiß verfärbt sich intensiv rosabräunlich.
  • Eichenrotkappe, Leccinum quercinum
    Erscheint bei Stieleiche. Die Huthaut ist am Hutrand meist verkürzt. Am Stiel befinden sich überwiegend rötliche Schuppen. Das Fleisch ist weiß und verfärbt sich bei Verletzung rosa.
  • Weißstielige Rotkappe, Leccinum leucopodium
    Erscheint bei Espe / Zitterpappel. Die Huthaut steht am Hutrand meist über. Jung ist der Stiel zwar rau, aber komplett weißlich gefärbt. Im Alter können sich dann aber doch orangebraune Schuppen zeigen. Das Fleisch ist weiß und verfärbt sich bei Verletzung graulila.