Kahler Krempling, Paxillus involutus

KAHLE KREMPLINGE SIND GIFTIG | GALT FRÜHER ALS SPEISEPILZ

Bezeichnung

Kahler Krempling, Empfindlicher Krempling, Paxillus involutus

Gattung

Paxillus, Kremplinge

Diese Art finden

Der Kahle Krempling ist ein Symbiosepilz, der überwiegend im Nadelwald erscheint. Seltener findet man den Kahlen Krempling aber auch im Laubmischwald. Es handelt sich beim  Kahlen Krempling um einen weit verbreiteten Massenpilz, den man vom Frühsommer bis in den späten Herbst hinein finden kann. 

Besonders häufig findet man den Kahlen Krempling bei uns in Oberbayern auch an Waldrändern und auf Lichtungen.

Kann man den Kahlen Krempling essen?

Der Kahle Krempling wurde lange als marktfähiger Speisepilz betrachtet, was durch seine Häufigkeit und sein festes, ergiebiges Fleisch durchaus verständlich ist. Allerdings kam es immer wieder zu schweren Vergiftungen, weshalb der Kahle Krempling eine von vielen Arten ist, die im deutschpsrachigen Raum mittlerweile nicht mehr als Speise-, sondern als Giftpilz beschrieben werden. Zu beachten ist dabei, dass die Betrachtung von Speise- und Giftpilzen sich von Land zu Land stark unterscheiden kann. Weitere Beispiele für Arten, die früher als Speisepilz betrachtet wurden währen zum Beispiel die Nebelkappe, Clitocybe nebularis oder auch der Grünling, Tricholoma equestre.

In vielen Ländern wird der Kahle Krempling immer noch als Speisepilz gesammelt und geschätzt. Aus unserer Sicht ist aber sowohl das Risiko einer falschen Zubereitung (unzureichende Garzeit = schwere Vergiftung möglich), als auch die Gefahr einer "schleichenden Vergiftung" bei wiederholtem Verzehr (= allergische Reaktion des Körpers) ein Risiko, das niemand eingehen sollte.



Beschreibung

Der Kahle Krempling erreicht einen Hutdurchmesser von bis zu vierzehn Zentimetern. Die Hutoberseite ist graubräunlich bis ockerbräunlich gefärbt. Bei feuchter Witterung fällt die Huthaut schmierig aus. Bei trockener Witterung wirkt die Huthaut glatt bis leicht filzig. Junge Fruchtkörper fallen häufig noch etwas gebuckelt aus. Mit zunehmendem Alter nehmen die Kahlen Kremplinge dann aber schnell eine trichterartige Form an. Charakteristisch ist der lange eingerollte Hutrand ("Hutkrempe" = Kremplinge).

Auf der Hutunterseite besitzt der Kahle Krempling hellbräunlich bis ockerbräunlich gefärbte Lamellen. Die Lamellen stehen vergleichsweise eng und laufen weit am Stiel herab. Die Lamellen lassen sich leicht vom Hutfleisch lösen und gabeln sich zum Stielansatz zumindest teilweise. Das Sporenpulver ist bräunlich gefärbt.

Der Kahle Krempling besitzt einen relativ variablen Stiel. Es ist hier von kurz und wuchtig bis lang und relativ dünn fast alles möglich. Insgesamt erreicht der Stiel eine Länge von maximal acht und einen Durchmesser von maximal vier Zentimetern. Der Stiel ist ockerbräunlich bis graubräunlich gefärbt. Bei verletzten oder auch alten Fruchtkörpern kann der Stiel auch dunkelrotbräunlich gefärbt sein. Der Stiel ist in der Regel glatt und zur Stielbasis hin verjüngt.

Das Fleisch des Kahle Kremplings ist weißbräunlich bis gelbbräunlich gefärbt. Die Art besitzt vergleichsweise ergiebiges, festes Fleisch. Bei Verletzung verfärbt sich das Fleisch schnell dunkelrotbräunlich. Der Geruch des Kahlen Kremplings fällt pilzig bis leicht säuerlich aus. Die Geschmacksprobe soll mild, aber ebenfalls etwas säuerlich ausfallen. Auf Grund der Giftigkeit sollte die Geschmacksprobe unter allen Umständen vermieden werden.

Giftwirkung

Es gibt (wie schon im Bereich "Kann man den Kahlen Krempling essen?" kurz angerissen) zwei Möglichkeiten sich mit dem Kahlen Krempling zu "vergiften".

Die „echte Vergiftung“

Der Kahle Krempling enthält verschiedene hitzeinstabile Giftstoffe (wie zum Beispiel Hämolysine). Werden Kahle Kremplinge roh / unzureichend gegart verzehrt, dann drohen schwere Magen-Darm-Störungen, die im schlimmsten Fall in eine schwere bis tödlich verlaufende Magen-Darm-Entzündung (Gastroenteritis) münden kann.

Das Paxillus-Syndrom

Aber auch korrekt zubereitet (also ausreichend gegart) geht vom Kahlen Krempling eine aus unserer Sicht völlig unkalkulierbare Gefahr aus. Der Kahle Krempling enthält nämlich (neben den bereits erwähnten hitzeinstabilen Giftstoffen) auch ein Allergen. Das Allergen führt dazu, dass im Blut Antikörper gebildet werden. Vor allem nach mehrmaligem Verzehr kann es dann dazu kommen, dass sich die Antigene des Kahlen Kremplings mit den Antikörpern im Blut des Menschen vereinigen und die roten Blutkörperchen auflösen. Das Paxillus-Syndrom.

Das heimtückische am Paxillus-Syndrom ist: Es gibt keine feste Grenze (5 Mahlzeiten? 10 Mahlzeiten? 100 Mahlzeiten?). Oft werden Kahle Kremplinge über Jahre hinweg (korrekt zubereitet) immer wieder problemlos vertragen, bevor es zur Vereinigung von Antigenen und Antikörpern kommt und das Paxillus-Syndrom ausgelöst wird. Neben vergleichsweise "harmlosen" Symptomen wie Übelkeit und Erbrechen kommt es beim Paxillus-Syndrom zu heftigen Koliken, zur Auflösung der roten Blutkörperchen ("Hämolyse") und vor allem häufig zu irreparablen Nierenschäden, oder sogar zu einem kompletten Nierenversagen.

Auch wenn das Paxillus-Syndrom nach aktuellem Stand (Mai 2022) nur sehr selten auftritt: Wenn es auftritt, dann verläuft es meist schwer. Wird das Paxillus-Syndrom überlebt, dann droht ein schwerer Nierenschaden mit lebenslanger Dialysepflicht oder die Notwendigkeit einer Nierentransplantation.

Aus unserer Sicht ist vor allem das Paxillus-Syndrom ein Risiko, dass man nicht eingehen sollte. Es gibt (vom Samtfußrübling im Winter über Morcheln im Frühling bis zu Steinpilz, Pfifferling & Co vom Sommer bis in den Herbst) so viele unstrittige Speisepilze, dass der Kahle Krempling ohne Verzicht auf frische Wildpilze ohne Probleme im Wald bleiben kann.

Synonyme

Ruthea involuta, Omphalia involuta, Agaricus contiguus